Ich überlege, was genau mich an Veilguard dazu gebracht hat, bis zum Ende dabei zu bleiben. Ironischerweise wahrscheinlich das Kampfsystem, obwohl es sich für jemanden, der gerade von Elden Ring kommt, sogar etwas schlampig anfühlt, weil trotz der Actionlastigkeit im Hintergrund doch noch ein Rundenticker läuft. Aber im Endeffekt fand ich das Tüfteln mit den Skills und das Balancing bei den Gefechten ziemlich motivierend designt. Auch technisch kann man nicht meckern, obwohl der Grafikstil nicht jedem gefallen muss und von Dark Fantasy nicht mehr viel übrig geblieben ist. Nur ab und zu gab es in den Ortschaften mit mehreren NPCs ein paar Framerate-Einbrüche, und auf dem Steam Deck würde ich das Spiel, trotz Verified-Plakette, nicht wirklich als angenehm spielbar einstufen.
Im krassen Gegensatz zum organischen Ansatz von Baldur’s Gate 3 kommt das neue Dragon Age sehr formelhaft und fast schon linear daher. Freunde von Questmarkern und unübersehbaren Sprechblasen über den Köpfen der Questgeber – DAS ist euer Spiel. Das muss natürlich nicht zwingend schlecht sein, aber Veilguard führt den Spieler schon sehr stark an der Hand.
Das Hauptproblem ist jedoch: Handlung, Dialoge und Figuren sind schlichtweg nicht interessant, und die Welt wirkt aufgebaut wie die Themenbereiche in Disneyland. Dazu kommt, dass ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, dass die Entscheidungen meiner Rook in den Gesprächen einen echten Unterschied gemacht haben. Natürlich gibt es hier und da einige vermeintlich große Entscheidungen, die dann im Endeffekt aber doch wieder sehr durchschaubar konstruiert sind. Die Schlüsselmissionen und vor allem das Finale sind aber äußerst spannend und aufwendig aufgebaut. Stellt euch Mass Effect 2 vor und legt noch mal zwei bis drei Schippen drauf.
Fazit: Wenn du keine tiefe emotionale Bindung an die Vorgänger hast, selten RPGs spielst und simplifizierte Mechaniken bevorzugst, liefert dir The Veilguard ein buntes, opulent inszeniertes Abenteuer. Für anspruchsvolle Spieler oder Fans von tiefgründigen Dialogen und komplexer Weltgestaltung bleibt es wohl nur das beste mittelmäßige Spiel des Jahres 2024.