Steam Deck

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Das Steam Deck ist ein hart erarbeiteter Erfolg. Nach einer durchwachsenen Hardware-Historie mit Steam Machines, Steam Controller und Steam Link, geben die Amerikaner aus Bellevue nicht auf und platzieren sich mit ihrem Handheld irgendwo zwischen Switch, PS5, Xbox und PC.

Gehäuse / Emissionen

Anders als Nintendo’s Switch kommt das Deck deutlich wuchtiger daher. Obwohl der IPS LCD Bildschirm mit 7 Zoll die gleiche Größe wie die OLED Switch hat, ist der Aufbau wesentlich dicker und breiter. Die 675 Gramm sind jedoch so gut verteilt, dass das Deck in der Praxis stets angenehm in den Händen liegt. Die Controller Elemente sind wertig. Anders als beim Steam Controller gibt es hier zwei Touchpads, die jeweils unter den Thumbsticks liegen.

Ohne Änderungen an den Einstellungen kann das Deck besonders bei neueren, anspruchsvollen Spielen nur knapp zwei Stunden auf Akkubetrieb aktiv bleiben. Ebenso muss man hier mit einem deutlichen Lüftergeräusch rechnen, das in einer leisen Umgebung störend wirkt. Die Hitzeentwicklung ist beim Spielen kein Problem und fällt nicht negativ auf. Zur Regelung des Energieverbrauchs lohnen sich Performance Profile, die man via Knopfdruck während des Spielens konfigurieren kann. Framerate, GPU und CPU können so ohne Angst vor Schäden mit einfachen Schiebern reguliert werden.

Betriebssystem / Spiele

Auf dem Deck läuft eine abgewandelte Arch Linux Distribution unter dem Namen SteamOS 3.0. Nach dem Einschalten bootet das Deck direkt in den Steam Client der hier als Gaming Mode bezeichnet wird. Ähnlich wie im Big Picture Modus der Desktop Clients findet man hier schnellen Zugang zur Bibliothek und den Einstellungen. Die Chancen stehen gut, dass man bereits einige Titel mit dem Prädikat “Great on Deck” im virtuellen Regal stehen hat. Generell erhalten alle Spiele im Store ab jetzt eine Kennzeichnung, die über die Lauffähigkeit auf dem Handheld informiert. Auch viele Spiele, die mit einer Warnung markiert sind, konnte ich in meinen Tests problemlos spielen. Maus & Keyboard können via Steam Controller Layouts ersetzt werden und erlauben auch die Ausführung von Spielen die eigentlich für den Desktop gedacht sind. Überhaupt sind gerade die bereits gekauften Titel auf dem eigenen Stapel das große Verkaufsargument für das Deck. Hier entdeckt man möglicherweise noch einige Cloud-Spielstände von vergessenen Perlen wieder, die jetzt auf dem Deck ein Revival erleben.

Obwohl kein Windows auf dem System läuft, können viele alte und auch aktuelle Spiele, für die es eigentlich keine Linux Version gibt, auf dem Deck problemlos ausgeführt werden. Die Software ‚Proton‘ spielt im Hintergrund den Vermittler zwischen den Windows Spielen und der Linux Umgebung auf dem Deck. Das funktioniert bemerkenswert gut. Ich hatte lediglich bei dem 2011er Space Marine zu Beginn Probleme mit der Auflösung. Hier musste zuerst auf Umwegen ein Softwarepaket nachinstalliert werden, womit dann auch der Warhammer Titel ordnungsgemäß startete.

Neue Spiele wie Spider-Man: Miles Morales, Return to Monkey Island oder auch Elden Ring klappen so gut, dass man gar nicht bemerkt, dass man hier nicht auf Windows unterwegs ist. Natürlich darf man vor allem bei den schicken neuen Titeln trotz der niedrigen 1280x800 Auflösung des Decks keine 60 FPS bei hohen Details erwarten. Hier sind eher um die 40 FPS bei niedrigen bis mittleren Details auf dem integrierten Grafikchip von AMD möglich. Die Ladezeiten waren in meiner Variante des Decks (512 GB SSD) stets ausgezeichnet.

Dennoch gibt es softwareseitig auch Einschränkungen. Besonders Multiplayer-Spiele, die auf spezielle Anti-Cheat Systeme setzen machen derzeit noch Probleme auf dem Deck, sofern man nicht Windows darauf installiert. Informationen über den aktuellen Stand der einzelnen Implementierungen gibt es auf https://areweanticheatyet.com/.

Der Standby-Modus funktioniert gut und friert das aktuelle Spiel zuverlässig ein. Sporadisch gibt es nach dem Aufwachen einen bekannten Bug, der die Audio-Ausgabe etwas verzerrt - dies soll aber in einem zukünftigen Update behoben werden. Anders als bei der Switch kann das Deck im Standby übrigens keine Downloads durchführen.

Für alle Tüftler ist es spannend, was man mit dem Linux-Unterbau noch alles anstellen kann. Der Wechsel in den Desktop-Modus ist per Knopfdruck möglich und schickt euch direkt auf die KDE Plasma Oberfläche. Über den USB-C Port oder via Bluetooth könnt ihr mit zusätzlicher Peripherie aus dem Deck theoretisch ein vollwertiges Arbeitsgerät machen und Spiele aus fremden Stores oder Xbox Cloud Gaming installieren. Ich habe z.B. den Desktop Modus genutzt, um Discord zu installieren und unter dem Deckmantel eines “non-Steam” Spiels auch für den Gaming Modus parat zu haben. Der Voice-Chat mit den Freunden hat während einer Partie Wreckfest dann auch wunderbar im Hintergrund funktioniert.

Fazit

Ich nutze das Deck seit ca. drei Monaten ausschließlich als Handheld-Konsole im Gaming Modus. Ursprünglich war das Gerät die Lösung dafür die tollen Indie Titel, die ich von Steam kannte, nicht nochmal auf Nintendo’s Switch nachkaufen zu müssen. Inzwischen spiele ich aber auch aktuellere Titel immer öfter auf dem Deck und nicht mehr am Desktop. Der Couch-Faktor schlägt hier die Einschränkungen bei Grafik, Framerate & Lüfter, die ich außerdem mit ein paar Einstellungen pro Spiel minimieren kann. Preislich liegt das Gerät deutlich über den aktuellen Konsolen am Markt, sobald man eine Variante mit SSD wählt und nicht mit SD-Karten hantieren will. Somit empfehle ich das Deck allen Enthusiasten, die bereits eine große Bibliothek auf Valve’s Plattform angelegt haben und nicht den letzten Schliff einer Nintendo Konsole benötigen.

Update: Swap File Optimierung (6.1.2023)

Das kürzliche erschiene Marvel’s Midnight Suns hat zwar den Status “Playable”, verursachte auf meinem Deck aber regelmäßig harte Abstürze. Nach etwas Recherche konnte ich mehrere Berichte mit den gleichen Problemen finden. Ein Reddit Thread brachte mich auf eine Sammlung von Scripts mit dem Namen CryoUtilities. Im Desktop Modus kann man damit u.a. die Größe der Auslagerungsdatei (Swap) des Decks verändern die bei Werkseinstellung auf lediglich 1 GB gesetzt ist. Nachdem ich die Größe vorsichtig auf 8 GB hochgesetzt hatte, konnte ich keinen einzigen Crash mehr in Midnight Suns feststellen. Laut Entwickler des Scripts hat dies auch positive Effekte auf weitere Spiele, die nicht unbedingt für das Deck optimiert wurden oder gerade erst neu erschienen sind. Ich vermute, dass Valve die Standardeinstellung auf 1 GB setzt, um besonders bei den kleineren Modellen Speicher zu sparen.

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